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BÜROETAGE JUNG VON MATT_SPORTS

 

Umbau Büroetage

Fertigstellung 11 / 2023

Architekturstudio ANJA RICHTER ARCHITECT

Die Kunst der Arbeit: Architektonische Reflexionen über Produktivität und Wohlbefinden

In der Verwobenheit zeitgenössischer architektonischer Grundsätze zeichnet sich die dramatische Umgestaltung der Arbeitswelt ab, besonders auch in Unternehmen wie Jung von Matt, als eine Fläche für architektonische Neuschöpfung. Hier vereinen sich die Erwartungen der Mitarbeitenden mit den evolutionären Prinzipien der Gestaltung, um einen Raum zu formen der funktional und zeitgleich auch auf die individuellen Bedürfnisse der Menschen maßgeschneidert ist. Die heutige Arbeitskultur verlangt nach mehr als den traditionellen Artefakten von Schreibtisch und Computer. Mitarbeitende erleben einen intensiven Arbeitsrhythmus, verweilen Tage und Abende im Büro und weben beinahe eine symbiotische Bindung zu ihrer Arbeitsumgebung. Dabei wird die Dringlichkeit und fundamentale Wichtigkeit eines Raumes sichtbar, der über die schlichte Funktion eines Arbeitsplatzes hinausreicht. Dieser Raum soll nicht nur die Arbeit erleichtern, sondern auch den Menschen als individuelles Wesen in den Vordergrund rücken. Die Sehnsüchte der Mitarbeitenden nach ihrer Rückkehr ins Büro nach der Pandemie reflektieren diesen Paradigmenwechsel. Neben den konventionellen Arbeitsstätten stehen nun auch bequeme Akustiksofas auf ihrer Wunschliste. Die traditionelle Vorstellung des Schreibtischs als alleiniger Arbeitsort wird durchbrochen. Es entsteht eine Atmosphäre, in der das Sitzen auf einem Sofa, die Schuhe ausgezogen und die Füße hochgelegt, eine neue Form des Arbeitens repräsentiert - eine Arbeit die nicht nur effizient sondern auch auf menschlicher Ebene ansprechend ist. Analog zur Evolution von Kunstformen im Laufe der Zeit verändert sich auch der Arbeitsraum. Die neuen Arbeitsplätze sind nicht mehr bloß Orte des Schaffens, sondern vielmehr Räume des Lebens. Die Integration von Bereichen für Austausch, Meetings, Entspannung und Freizeitgestaltung wird zur kreativen Herausforderung für Architekt:innen. In dieser Perspektive rücken Funktionalität und Atmosphäre gemeinsam in den Vordergrund. Es geht nicht nur um die Effektivität der Arbeit, sondern ebenso darum, wie sich die Menschen in ihrem Arbeitsraum fühlen. Die Balance zwischen technischer Effizienz und einer entspannten inspirierenden Umgebung wird zur Quintessenz moderner Büroarchitektur.
Im Zuge der evolutionären Veränderungen in der Arbeitsumgebung, zeigt sich eine faszinierende Parallele zur Gestaltung von Wohnumgebungen. Beide Sphären, die des Wohnens und Arbeitens, unterliegen einem transformatorischen Prozess, bei dem der Fokus von rein funktionalen Aspekten zu einer intensiveren Betonung menschlicher Bedürfnisse und Erfahrungen verschoben wird. Ähnlich wie in modernen Büros wird auch in zeitgemäßen Wohnräumen die traditionelle Vorstellung von Funktionalität erweitert. Die Menschen suchen nach Räumen, die nicht allein ihre grundlegenden Bedürfnisse erfüllen, sondern auch ihre Lebensqualität steigern. Wohnungen werden nicht mehr nur als Orte des Schlafens und Essens betrachtet, sondern als Residenzen, die den individuellen Lebensstil und die Persönlichkeit der Bewohner widerspiegeln. Die Integration von verschiedenen Bereichen, sei es zum Arbeiten, Entspannen oder Genießen von Gemeinschaft, wird in beiden Kontexten zu einem zentralen Gestaltungsprinzip. In der Arbeitsumgebung sind es nicht nur Schreibtische, sondern auch Rückzugsorte, die für produktive Pausen und informelle Meetings geschaffen werden. Ebenso werden in Wohnumgebungen verschiedene Zonen geschaffen, um den verschiedenen Facetten des täglichen Lebens gerecht zu werden. In beiden Kontexten spielt das Ambiente eine Schlüsselrolle für das Wohlbefinden der Menschen. Die Gestaltung von Räumen geht über die rein ästhetischen Aspekte hinaus und zielt darauf ab, eine positive und inspirierende Umgebung zu schaffen, die sowohl in der Arbeit als auch im Wohnen das individuelle Erleben bereichert.  Der Wunsch nach Flexibilität und Multifunktionalität durchzieht beide Bereiche. Ob es darum geht, einen Arbeitsplatz in einem Büro zu gestalten, der auch Raum für informelle Treffen bietet, oder einen Wohnbereich zu schaffen, der sich leicht den wechselnden Bedürfnissen seiner Bewohner anpassen kann, zeigt sich eine gemeinsame Tendenz zur Vielseitigkeit und Anpassungsfähigkeit. In diesem evolutionären Prozess der Gestaltung von Arbeits- und Wohnumgebungen manifestiert sich eine Verschmelzung von Form und Funktion im Dienste des menschlichen Wohlbefindens. 

In der zukünftigen Gestaltung von Arbeitsräumen erkenne ich die wegweisende Bedeutung funktionaler Aspekte, welche gleichermaßen die Effizienz und die menschliche Erfahrung in den Fokus rücken. Analog zu den aufgezeigten Entwicklungen in zeitgenössischen Büroumgebungen bin ich der Auffassung, dass funktionale Aspekte nicht lediglich auf die Erledigung von Arbeitsaufgaben abzielen sollten. Vielmehr streben sie danach, eine Atmosphäre zu erschaffen, die das Wohlbefinden und die Produktivität der Mitarbeitenden in den Mittelpunkt stellt. Die Anpassungsfähigkeit der Arbeitsräume stellt hierbei einen entscheidenden funktionalen Aspekt dar. Die Flexibilität des Raumes, sich den wechselnden Anforderungen anzupassen, wirkt förderlich für die Effizienz und für die Kreativität der Mitarbeitenden. Verschiedene Bereiche sollen geschaffen werden, welche sowohl für konzentriertes Arbeiten als auch für informelle Zusammenarbeit Raum bieten. Die Umwandlung von Arbeitsplätzen zu vielseitigen Zonen kann die Dynamik und Innovationskraft fördern. Ein weiterer Schlüsselaspekt liegt in der geschickten Integration von Technologie in den Arbeitsraum, nicht als bloßes Werkzeug, sondern als nahtloser Bestandteil, der die Zusammenarbeit unterstützt. Die Gestaltung der Technologie sollte darauf abzielen, den Arbeitsprozess zu erleichtern, ohne dabei die zwischenmenschliche Interaktion zu beeinträchtigen. Ausserdem bleibt die Kreation von Rückzugsorten und informellen Treffpunkten ein essenzieller funktionaler Aspekt. Diese Bereiche dienen der Entspannung und dem ungezwungenen Austausch von Ideen und dem Aufbau von Teamgeist. Die bewusste Integration von sozialen Räumen unterstützt die Arbeitsmoral und trägt gleichzeitig zur Entfaltung einer positiven Atmosphäre bei. In diesem Zusammenhang könnten soziologische Überlegungen, welche soziale Dynamiken am Arbeitsplatz hervorheben, als zusätzliche Inspiration dienen. Eine Raumgestaltung, die soziale Interaktionen und die Bildung von Gemeinschaft fördert, könnte die soziale Verbindung und Zusammenarbeit stärken. Funktionale Aspekte sollten bei der Gestaltung von Arbeitsräumen einen ausgewogenen Ansatz verfolgen, der Effizienz, Technologie, menschliche Erfahrung und soziale Dynamiken in harmonischen Einklang bringt.

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Foto Juno Modersitzki & Anja Richter

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